Feuerwerk und Süßigkeiten für den King of Pop
Die Michael-Jackson-Show "The Immortal" gastierte in der Frankfurter Festhalle, inszeniert vom Cirque du Soleil als großer Kindergeburtstag.
Von Thomas Ungeheuer
Hast du meine Kindheit gesehen? Das fragt Michael Jackson in seinem Lied "Childhood". Kein Mensch, der den "King of Pop" während seiner vierzig Jahre andauernden Karriere getroffen haben mag, wird diese bittere Frage beantworten können. In dem Leben des Afro-Amerikaners, der schon im Alter von 13 Jahren seine Laufbahn als Solo-Künstler startete, mag für Kindheit nie Platz gewesen sein. Vielleicht hat ***** deshalb als Erwachsener versucht, sich seine eigene Welt zu schaffen, in der er kindliche Träume leben konnte. In tiefer Verbundenheit zu Peter Pan taufte Jackson sein Reich "Neverland"-Ranch. Hierhin lud Michael gerne Kinder ein. Sie konnten sich in Museen, im Vergnügungspark, Kino oder im Zoo amüsieren. Zudem gab es Süßigkeiten für alle.
Ort der Unbeschwertheit
In Anlehnung an den einstigen Ort der Unbeschwertheit hat auch Jamie King, Regisseur der Show "Michael Jackson – The Immortal", das multimediale Reich, das er mit Bühnenbildnern, Kostümdesignern, Maskenbildnern, Choreografen, Akrobaten, Pyrotechnikern, Lichtdesignern und Live-Musikern kreiert hat, "Neverland" benannt. Doch von einer märchenhaft-fröhlichen Stimmung ist seine Show zunächst weit entfernt. Lange beherrscht eine merkwürdige Melancholie das Geschehen. Auch wenn zu dem Song "Sunshine" Akrobaten in glitzernden Kostümen auftreten, schwindet diese nur kurzfristig. Sicherlich kann jeder mit dem Artisten, der bald im Schimpansen-Kostüm in das Geschehen eintritt, *****s einstigen Gefährten Bubbles verbinden. Doch was hat es mit der aufreizend gekleideten Cellistin auf sich, die danach wie von Dämonen getrieben ein Solo spielt? Sie wirkt in ihrer tieferen Bedeutung unklar.
Wüster Bildersturm
Überhaupt erschließt sich das träge inszenierte Geschehen kaum als Handlung. Während die Artisten des Cirque du Soleil sehenswerte Variationen ihrer Kunst zeigen, erscheinen Ausschnitte aus Musikvideos des verstorbenen "King of Pop" auf gigantischen Flachbildschirmen. Zusammenhänge zwischen der Artistik und den wirr aneinandergereihten Filmbildern erkennt man nur mühsam. So gerät die Show zu einem beziehungslosen Nebeneinander von Rock-Konzert und Zirkus-Artistik, bei dem die Stimme des 2009 gestorbenen Sängers aus der Konserve kommt.
Laut genug ist die Musik der brillant aufspielenden 10-köpfigen Live-Band schon, um Stimmung in der Festhalle entfachen zu können. Bloß lässt sich das Premierenpublikum nur selten zu begeistertem Applaus hinreißen. Doch zeigt es sich aufgewühlt, als bei dem aggressiven Rocksong "They Don’t Care About Us" einige wüst ineinandergemischte Bilder von hungernden Kindern, Mutter Teresa, Adolf Hitler, dem Golf-Krieg und Mahatma Ghandi über die Bildschirme flackern. Erst als die akrobatischen Darbietungen mehr in den Hintergrund treten und ein Medley mit den Songs "Can You Feel It", "Don’t Stop Till You Get Enough" und "Black Or White" erklingt, reißt es das komplette Publikum von den Stühlen. Es klatscht im Takt und tanzt. Strahlende Gesichter überall! Warum nur hatte man die bis zum genussvoll ausgedehnten Finale mit krachendem Feuerwerk so selten gesehen?
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