8. Februar 2008, 04:00 Uhr
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25 Jahre "Thriller" von Michael Jackson
Michael Jackson: Thriller - 25th Anniversary Zombie Cover Edition (Epic) - Jetzt erlaubt sich schon die Plattenfirma einen Scherz auf seine Kosten: Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums legt sie Michael Jacksons "Thriller" wieder auf. Als Zombie-Edition. Es gibt die Ausgabe mit einer Horde lebender Toter auf der Hülle. Eine DVD ist beigelegt und zeigt die ungekürzte Fassung des John-Landis-Videos, in dem der Star im Zustand fortgeschrittener Verwesung durch die Gegend wankt. "Der übelste Gestank erfüllt die Luft", frohlockt die Grabesstimme Vincent Prices. "Der Funk von 40 000 Jahren."
Michael Jackson, der im Sommer seinen 50. Geburtstag feiert, irrt heute mit durchaus mumienhaften Zügen durch die Welt. Das Stadium der Elvishaftigkeit scheint er bereits erreicht zu haben. Mal wird ***** in Bahrein gesichtet, mal in Irland oder in Las Vegas. Dass er in der kommenden Woche bei der Grammy-Gala in Los Angeles auftreten soll, klingt wie eine obskure Prophezeiung.
"Thriller" hatte Michael Jackson seinerzeit acht Grammys und den Titel "King Of Pop" beschert. Bis heute wurden 104,72 Millionen Tonträger davon verkauft, zwei Jahre lang belegte es den Spitzenplatz der Album-Hitparade. So bedauernswert der Künstler 25 Jahre später wirkt: Das meistverkaufte Album aller Zeiten zählt auch unbestreitbar zu den schönsten. Lange bevor Jackson selbst eine besorgniserregende Blässe annahm, entfärbte er auf "Thriller" die Musik.
Was später Crossover hieß, vollführte 1982 bereits der Gitarrist Eddie Van Halen in "Beat It". Paul McCartney seufzte in "The Girl Is Mine", bevor ihm sein Duett-Partner die Rechte am Beatles-Katalog abspenstig machte. Bei der 25-Jahr-Feier von Motown führte Jackson "Billie Jean" vor, den weißen Handschuh und den Moonwalk. Allerdings fing damit auch der Irrsinn an. "Ma ma se, ma ma sa. Ma ma coo sa", rief er die Voodoo-Götter an in "Wanna Be Startin' Somethin'". Hätte sich die jüngere Kultur Amerikas nicht auch des Voodoo-Kults bemächtigt, wären Tote in der Poplandschaft nicht zur Unsterblichkeit verdammt. Und dazu, als Metaphern für eine kadaverhafte Konsumentenexistenz umher zu taumeln.
Man kann aber auch die Jubiläumsedition von "Thriller" als Beweis dafür betrachten, dass selbst aktuelle Popmusik zwar faulig riecht aber nicht tot zu kriegen ist. Als unverschämter Fledderer gilt Will.i.am; er nimmt zur Feier Paul McCartneys Stelle in "The Girl Is Mine" ein. Ebenso in "Pretty Young Thing", das seit damals fast schon nekrophil versampelt wird, zuletzt von Justice und von Kanye West. Von Kanye West wird "Billie Jean" nun neu gemischt, und niemand wird behaupten können, in dem ruhelosen Stück noch dessen Seele zu erkennen. Wyclef Jean ist diesmal nicht dabei. "Michael schuldet mir Geld", beklagte sich der HipHop-Produzent jüngst bei der "Sun". Er sei für die erbrachten Dienstleistungen an den Reglern nie entlohnt worden. Der Weltrekordhalter im Tonträgerverkauf sei offenbar bankrott. Es deutet dann doch einiges auf eine Wiederauferstehung Michael Jacksons hin. mp
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